Die Steyrer Stolpersteininitiative war sich von Anfang an einig, dass wir nicht nur jüdischer Opfer gedenken wollen, sondern einem Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus in Steyr gerecht werden wollen, soweit uns das möglich ist. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, da bei manchen Opfergruppen der Datenschutz die Recherche erschwert.
Nachdem wir im Mai 2023 die ersten elf Stolpersteine in Steyr verlegt haben, haben wir heute unsere Recherche in Schloss Hartheim begonnen, das ab 1940 Tötungsanstalt für Opfer der sogenannten T4-Aktion war. Das heißt, für die Euthanasie, sprich Ermordung, körperlich und geistig Behinderter und psychisch Kranker. Also der Menschen, die die Nationalsozialisten „lebensunwertes Leben“ nannten. Zwischen 1940 und 1944 wurden dort rund 30.000 Menschen ermordet, darunter auch arbeitsunfähige Häftlinge aus dem KZ-Systemen Mauthausen-Gusen, Dachau und Ravensbrück („Aktion 14f13), aber auch zivile Zwangsarbeiter:innen aus Osteuropa und der Sowjetunion.
Eine Gesprächsrunde mit dem Leiter des Hartheimer Dokumentationszentrums Peter Eigelsberger und ein Datenbankauszug der Steyrer Opfer sind unser Einstieg. Jetzt werden wir uns auf die Suche nach Nachkommen machen, die damit einverstanden sind, dass ihrer ermordeter Vorfahren gedacht wird. Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn umgekehrt interessierte Nachfahren von sich aus auf uns zukommen würden. Einen Stein für die betreffende Person verlegen zu können, ist uns ein großes Anliegen, auch wenn Verwandte keine Patenschaft übernehmen wollen. Über Spender:innen und die Übernahme von Patenschaften für diese Opfergruppe sind wir aber natürlich sehr dankbar.